Pfarrkirche St. Gertrud - Wien Währing
Die neugestalteten Elemente der liturgischen Orte in der Pfarrkirche St. Gertrud setzen in ihrer formalen Gestaltung und in der Wahl der Materialien die Bereitschaft fort, eingebunden in den traditionellen Rahmen der baulichen Gegebenheiten Ausdruck zeitgemäßen christlichen Lebens zu sein.
Wie das Licht durch die restaurierten und neugestalteten Gläser den Raum durchflutet, sollen gläubige Menschen ihn mit Leben füllen!
Weitere Informationen erhalten Sie im neuen Kirchenführer "Die Pfarrkirche St. Gertrud - Wien Währing"
Dieser ist zum Preis von 3 € in der Pfarrkanzlei und in der Pfarrkirche zu erwerben.
Eine umfangreiche Langfassung des Textes von Frau Dr. Marlene Strauß-Zykan ist ebenfalls im Pfarrbüro erhältlich.
|
Die
Hl. Gertrud wurde 626 als
Tochter Pippins des Älteren, des Stammvaters der Karolinger, in Nivelles
südlich von Brüssel geboren, wo
sie dann auch als Äbtissin
des von ihrer Mutter, der Hl. Iduberga, gegründeten Klosters wirkte. Sie
ragte durch große Kenntnis der Heiligen
Schrift und tätige Nächstenliebe hervor. Zur Unterweisung in der
Heiligen Schrift ließ sie Bücher aus Rom kommen und berief
irische Wandermönche in ihr Kloster. Sie
starb im Alter von nur dreiunddreißig Jahren am 17. März 659, dem Fest
des von ihr sehr verehrten Hl. Patrick, der Irland christianisiert hatte.
Dieser Gedenktag, zugleich auch der Festtag unserer Heiligen, ist ein Frühlingslostag,
weshalb sie als Patronin der Gärtner und Gemüsezüchter, der Reisenden
und der wandernden Handwerksburschen gilt. Sie
wird auch für das
Gedeihen der Feldfrüchte und gegen Ratten- und Mäuseplagen angerufen. Das
Gertrudfenster stellt sie als
Äbtissin mit einer Krone umgeben von einem Blumenkranz dar. An ihrem Äbtissinnenstab
klettern Mäuse empor. Nach
Entwurf von Leopold Forstner (1878 – 1936) wurde es 1934 für das neu
errichtete Presbyterium der erweiterten Pfarrkirche hergestellt und ist
zuletzt durch Mag. Heinz Ebner, der die neuen liturgischen Orte der
Gertrudkirche geschaffen hat, für das mittlere Fenster an der Ostseite
adaptiert worden. Von dort sendet es, die anderen Fenster der Ostseite in
die Komposition einbeziehend, seine Strahlen aus. |
|
Wie
der hl. Stephanus war auch der vermutlich um 230 in Spanien geborene Hl.
Laurentius Diakon und Märtyrer. Er wird besonders in Rom verehrt, wo
er wirkte und starb. In den ersten Augusttagen des Jahres 258 ließ der
Christenverfolger Kaiser Valerian Papst Sixtus II. festnehmen und
enthaupten. Auf dem Weg zur Hinrichtung erteilte er seinem Erzdiakon
Laurentius, der ihn weinend begleitete, den Auftrag, den gesamten
Kirchenschatz an die Armen zu verteilen, bevor auch er das Martyrium
erleiden werde. Nach der Ermordung von Sixtus erhob Valerian Anspruch auf
den Kirchenbesitz. Laurentius erbat drei Tage Bedenkzeit und handelte, wie
ihm Papst Sixtus geboten hatte. Dann führte er dem Kaiser die
Notleidenden als den wahren Kirchenschatz vor, wonach er im selben Jahre
258 auf einem glühenden Rost zu Tode gemartert wurde. Der Gedenktag des
als besonders standhaft gerühmten Märtyrers ist am 10. August, einem bäuerlichen
Lostag. Laurentius wird immer als junger Diakon, meist mit dem Rost als
Attribut dargestellt. |
Die
Glorie des Heiligen Laurentius
|
Das
künstlerisch hervorragende barocke Gemälde
„Glorie des Hl. Laurentius“ von Peter Strudel an der Nordwand der
Barockkirche stellt die Aufnahme des Blutzeugen in den Himmel dar, wo er
Papst Sixtus erblickt, der ihn mit anderen Märtyrern, heiligen Frauen und
Engeln empfängt. Auch der Rost ist am linken Bildrand vom Beschauer aus
zu erkennen. Dieses
künstlerisch besonders wertvolle Altarblatt schmückte den
Sakramentsaltar von 1872 bis zur Kirchenrenovierung 2002. Die dynamisch in
mehreren Diagonalen aufgebaute barocke Figurenkomposition wurde von dem
aus dem Trentino stammenden Hofmaler Peter Strudel um 1695 für den
Hochaltar der dem Hl. Lorenz geweihten Kirche des ehemaligen Augustiner-
Chorfrauenklosters am Fleischmarkt geschaffen. Nach der Klosteraufhebung
1783 kaufte es der damalige Abt des Schottenklosters für die von ihm neu
zu erbauende Laurentiuskirche am Schottenfeld. Dort befand es sich
jedenfalls, bis 1852 ein neues Hochaltarbild angeschafft wurde, wie aus
Unterlagen im Archiv der Pfarre Währing zu ersehen ist. Pfarrer Adolf Khu
hat es aber 1872 aus eigenen Mitteln
von der Pfarrkirche St. Ulrich auf dem Schottenfeld
erworben, wo es auf dem Dachboden deponiert war. |
|
Der
barocke Sakramentsaltar hat im
Laufe der Zeit mehrmals wesentliche Veränderungen erfahren. Die
Altararchitektur mit dem bekrönenden Auge Gottes im Strahlenkranz und den
beiden stark bewegten anbetenden Engeln lässt sich gut der Bauzeit der
Kirche kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts zuordnen. Ursprünglich
befand sich am Hochaltar ein Gemälde mit den Kirchenpatronen Laurentius
und Gertrud, das verschollen ist. 1789 wurde es, wie aus schriftlichen
Quellen im Wiener Diözesanarchiv hervorgeht, wegen der schlechten
Erhaltung durch die künstlerisch hervorragende Kreuzigungsgruppe von
Johann Martin Fischer ersetzt, was auch ganz dem Zeitgeist der Epoche
Kaiser Josefs II. entsprach. Die Darstellung des Gekreuzigten rückte in
den Mittelpunkt, während die Heiligen- und Reliquienverehrung mehr oder
weniger zurücktrat. 1872 berichtet das Memorabilienbuch
der Pfarre Währing von der Anschaffung des Laurentiusbildes für den
Hochaltar und von der Versetzung der Kreuzigungsgruppe Fischers in die
Wandnische gegenüber der Kanzel. Später gelangte sie in den 1934
angebauten Altarraum. Bei
der Kirchenrenovierung 2002 wurde das Laurentiusbild zu
Restaurierungszwecken abgenommen und man entdeckte die Nische mit der
Golgotha – Landschaft, deren dramatische Wolkenstimmung mit
stuckplastischen und malerischen Mitteln erzeugt ist. Nun konnte auf
die frühere Ausstattungsphase des Sakramentsaltares mit der
Kreuzigungsgruppe von Fischer zurückgegriffen werden, was die Anbringung
des Altargemäldes mit dem Hl. Laurentius an der neu errichteten Nordwand,
welche die Wochentagskirche von der Sonntagskirche trennt, zur Folge
hatte. |
|
Die
lebensgroße aus Holz geschnitzte, erst bei der Restaurierung des Altares
1826 vergoldete Kreuzigungsgruppe mit
Maria und Johannes stammt von dem bedeutenden Bildhauer
Johann
Martin Fischer (1740 – 1820), der als künstlerischer Repräsentant der
Zeit Josefs II. gilt. Der vielseitige Künstler ist vor allem durch seine
Brunnenfiguren auf öffentlichen Plätzen Wiens bekannt
geworden (Mosesbrunnen am Franziskaner Platz, Josef- und
Leopoldbrunnen am Graben ). Obwohl er wie die Klassizisten seiner Zeit
antike Werke zum Vorbild nahm, hat er sich nie ganz von der barocken
Tradition entfernt, wie dies auch an der Kreuzigungsgruppe der Währinger
Pfarrkirche zu erkennen ist. Dem
Stil J. M. Fischers sind auch die vergoldeten Statuen der beiden Apostelfürsten
Petrus und Paulus in den Nischen zuseiten der Kreuzigungsgruppe
entfernt verwandt. Sie sind spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts von
einem unbekannten Bildhauer geschaffen worden und erstmals anlässlich der
Restaurierung des Hochaltares 1825-26 in der Pfarrchronik erwähnt. |
|
Der
Altarstein mit dem Tabernakel,
dessen Einfassung Johann Michael Plank, k. k. Oberst Hofpostamts-Offizier,
aus seinem Vermögen bestritten hatte, war bereits vollendet, als das
ebenfalls von diesem beschaffte geschnitzte Abbild der Mariazeller
Muttergottes 1759, wie schon in der Baugeschichte erwähnt, auf den
Tabernakel aufgesetzt wurde. Die
vergoldete Türe des Tabernakels,
der das Eucharistische Brot birgt, stellt in einem kunstvollen Relief das
vom Evangelisten Lukas (Lk. 24, 28 – 32) geschilderte Mahl in Emmaus
dar. In einem perspektivisch wiedergegebenen Raum von erstaunlicher Höhe
und Tiefe sitzen die beiden Jünger zu Tisch mit Jesus, den sie erst beim
Brotbrechen als den Auferstandenen erkennen. Die beiden anbetenden Engel zuseiten des Tabernakels wurden bei der Altarrestaurierung
1825-26 neu angeschafft. |
|
Seit
der Restaurierung von 2002 ist die vor einem Strahlenkranz thronende, gekrönte
Mariazeller Muttergottes ohne
Bekleidung mit textilen Gewändern zu sehen, obwohl solche nach altem
Brauch vorhanden sind. Nun sind Gestik und Symbolik unverhüllt klar zu
erkennen. Entsprechend dem Urbild aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts
in Mariazell tauschen Mutter und Kind Apfel und Birne als Zeichen für Sünde,
die Jesus auf sich nimmt, und für Friede mit Gott. Bedeutsam ist, dass
Maria dabei mit dem
Zeigefinger ihrer linken Hand auf Jesus weist. |
|
Unter
dem Laurentiusbild steht auf einer marmorierten Altarmensa die
ausdrucksvolle aus Holz geschnitzte, farbig gefasste Figurengruppe der
schmerzhaften Muttergottes mit dem Leichnam Christi im Schoß, landläufig
auch Pieta genannt, was Mitleid
und Frömmigkeit bedeutet. Es handelt sich um ein Werk der Zeit um 1870
und wurde laut Memorabilienbuch
1876 der Kirche geschenkt. |
Das
Gnadenstuhlrelief und die Taube des Heiligen Geistes
|
Das
barocke farbig gefasste Gnadenstuhlrelief,
Gottvater mit der Tiara den gekreuzigten Gottsohn in seinen Armen haltend,
über dem Kredenztisch der Wochentagskirche wurde 1962 aus dem Dorotheum für
die damals eingerichtete, nicht mehr vorhandene Taufkapelle gekauft. Sie
ist im Katalog als oberösterreichische Arbeit beschrieben und um 1750
datiert. Die
Taube des Heiligen Geistes darüber
stammt vom Schalldeckel der barocken Kanzel, die sich genau hier in der
Nordostecke des Langhauses befand, und war dann ebenfalls in der
Taufkapelle angebracht. |
|
Über
das ovale Herz Jesu Bild mit
Goldhintergrund berichtet das Memorabilienbuch
zum Jahre 1873: Für den Monat Mai
wurde in der hiesigen Kirche die Mai-Andacht eingeführt, und im Juni die
Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu, zu welchem Behufe ein Fräulein ein
schönes Herz Jesu Bild malen ließ, welches sich am ersten rechten
Seitenaltare befindet. Es ist dies ein deutlicher Hinweis auf den
engen Zusammenhang von kirchlichem Leben und künstlerischer Ausstattung
des Gotteshauses. |
Der
erste Seitenaltar und „Maria Hilf“
|
Der
erste Seitenaltar
an der Südseite, anschließend an das Presbyterium, ist laut der ältesten
Pfarrchronik von 1775 der
allerseeligsten Jungfrau Maria Hilf errichtet. Das Altarblatt zeigt
eine der
vielen barocken Wiedergaben des berühmten Gnadenbildes „Maria
Hilf“ von Lucas Cranach (um 1530), das seit 1650 in der Pfarrkirche
St. Jakob in Innsbruck, dem heutigen Dom, verehrt wird. Das Abbild des
Gnadenbildes wird auf einem Altar stehend gezeigt, umwunden von einem
blauen Tuch und umgeben von Blumengirlanden. Im Vordergrund knien zwei
kleine Putten, der eine mit Kreuz, der andere mit Anker, Glaube und
Hoffnung versinnbildlichend, während Maria mit dem Jesuskind die Liebe
verkörpert. Die zärtliche
Umarmung
bringt in
besonders ansprechender Weise die Mütterlichkeit Marias zum Ausdruck,
womit sich in der Darstellung der natürliche Liebreiz der Jungfrau
verbindet. |
Der
zweite Seitenaltar und der „Tod des Heiligen Josef“
|
Über
dem zweiten Seitenaltar befindet sich das in heller Farbigkeit
erscheinende Gemälde „Tod des
Hl. Josef“, das aus stilistischen Gründen in die erste Hälfte des
19. Jahrhunderts datiert wird. Josef ist auf dem Sterbebett zwischen Jesus
und Maria mit mehreren Engeln zu sehen, während sich über ihm der Himmel
öffnet. Im Vordergrund liegen die Arbeitswerkzeuge des Zimmermanns. Der
Pflegevater Jesu gilt als Schutzpatron für einen guten Tod, wenn auch nur
apokryphe Schriften und Legenden, nicht aber die vier Evangelisten vom
Heimgang Josefs erzählen. |
|
Auf
dem zweiten Seitenaltar hat auch ein ovales Vorsatzbild mit der Darstellung
der Heiligen Familie
seinen Platz. Die Entstehung des Gemäldes hängt unmittelbar mit der Einführung
eines Vereins der christlichen
Familien zu Ehren der Heiligen Familie von Nazareth in den Jahren
1909/10 zusammen, wie das Memorabilienbuch
berichtet. |
Die
Figurengruppe der Grablegung Christi
|
Unter
dem Weihnachtsbild ist die aus Holz geschnitzte, farbig gefasste Figurengruppe
der Grablegung Christi
aufgestellt, die vom ehemaligen grossen
heiligen Grab stammt. Dieses ist bereits im Kircheninventar der 1775
begonnenen Chronik (Protokoll)
genannt und war im einstigen Kapellenanbau an der Südseite der Kirche
errichtet. Die
vortreffliche Bildhauerarbeit aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts
zeigt gemäß der Tradition den begüterten jüdischen Ratsherrn Joseph
von Arimathäa mit Turban als denjenigen, der den Leichnam Jesu am Oberkörper
hält, während ihn der Schriftgelehrte Nikodemus, Mitglied des Hohen
Rates, an den Beinen fasst und gleichzeitig mit der zweiten Hand die
herabsinkende Schulter Christi stützt. In
der barocken Figurenkomposition halten sich Bewegung und feierliche Ruhe
die Waage. Da unter Kaiser Josef II. die Aufstellung der Heiligen Gräber
in der Karwoche verboten wurde, sind nur noch wenige aus der Barockzeit
erhalten geblieben. Somit kommt der
Skulpturengruppe in der Währinger Pfarrkirche ein besonderer
Seltenheitswert zu. |
Das
Theodorfenster und das Engelbertfenster
|
Das
Theodorfenster und das
Engelbertfenster von 1934 links und rechts vom ehemaligen Altarraum
bildeten eine Gruppe mit dem Gertrudfenster, das schon 1961 bei der
Umgestaltung des Altarraums aus diesem entfernt und oben und unten
beschnitten in die schon erwähnte, nicht mehr bestehende Taufkapelle
versetzt wurde, von wo es 2002 in die Gertrudkirche gelangte. Die Heiligen
Theodor und Engelbert wurden 1934 zu Mitpatronen erhoben, um der
Namenspatrone des weihenden Bischofs Kardinal Theodor Innitzer und des
damaligen Bundeskanzlers Engelbert Dolfuß zu gedenken. Alle drei Fenster
wurden von Leopold Forstner, einem namhaften Maler des Wiener Jugendstils,
entworfen. Der
Hl. Theodor, ein frühchristlicher
Märtyrer, ist als Soldat dargestellt. Die Inschriften und Szenen am
unteren Bildrand weisen auf sein Martyrium hin. Auch
der Hl. Engelbert, Erzbischof
von Köln, ist 1225 eines gewaltsamen Todes gestorben, worauf die
Inschrift am oberen Bildrand des Fensters Bezug nimmt: Herr
vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Links unten sieht man die Kirche St. Aposteln in Köln am
Rhein, rechts eine Szene, die das Martyrium schildert. Das Fenster
verdankt laut Inschrift seine Entstehung dem Gewerbebund
Währing und ist 1934
datiert.
|
Die
Westempore und die alte Orgel
|
Auf
der Westempore wurde 1794 von
Johann Wimola d. J. eine schöne Brüstungsorgel erbaut, deren oberer Teil
1925 bei der Erneuerung des Werkes durch die Klosterneuburger Firma
Wilhelm Brieger in der Mitte des heutigen Orgelprospektes an der Rückwand
wieder verwendet wurde, während der Rest als Positiv an der Brüstung
weiter bestand. Schon
1928 wurde die Orgel durch
Josef Panhuber
wieder umgebaut. Als 1988 die Rieger-Orgel angeschafft
wurde,
hat man das bereits nicht
mehr
funktionsfähige Orgelpositiv von Wimola bedauerlicherweise, wenn auch
zugunsten der Finanzierung der neuen Orgel, abgetragen. |
|
Nach
der Entfernung des Orgelpositivs ist der Blick auf das 1925 datierte Cäcilienfenster
dahinter frei geworden,
welches vom Orgelprospekt umrahmt wird. Es zeigt in einem Medaillon mit
reich gezierter Rahmung die aus römischem Adel stammende frühchristliche
Märtyrerin und Patronin der Kirchenmusik mit einer Handorgel. Die
kleinen Heiligenbilder unter der Widmungsinschrift zum Gedächtnis der Eltern
Ludwig und Betty Fischer stellen die Hl. Barbara, verehrt als
Nothelferin der Sterbenden, mit Märtyrerpalme, Kelch und Hostie dar sowie
Ludwig den Heiligen, König von Frankreich. Er trägt das Lilienzepter und
auf einem Polster die Dornenkrone Christi, die er als Reliquie vom
sechsten Kreuzzug 1248 mitgebracht haben soll. Jüngeren Datums sind die
beiden Bildfenster des Presbyteriums, welche die Erzengel Michael und
Gabriel darstellen. |
Der
Heilige Thaddäus und der Heilige Antonius
|
In
der Vorhalle zur Laurentiuskirche empfangen den Eintretenden die in
Haltung und Ausdruck recht verschiedenen Statuen
des Hl. Judas Thaddäus und des Hl. Antonius von Padua. Die
aus Holz geschnitzten, unterlebensgroßen Figuren, die auf Stelen vor dem
Strahlenkranz der dahinter befindlichen farbigen Fenster stehen, stammen
von dem schon erwähnten Bildhauer Franz Schütz, einem Heimatvertriebenen
aus dem Erzgebirge, und sind um 1964/65 entstanden. |
|
An
der südlichen Außenwand der Barockkirche befindet sich ein
eindrucksvolles Kruzifix, das alte
Friedhofskreuz. Die älteste Pfarrchronik berichtet von dem großen
Friedhofskreuz, das 1745 gestiftet wurde und gleich vor der Sakristei
am Kirchweg stand. Am
8. Mai 1768 wurden durch heftigen Wind Stücke herab gerissen, so dass
es erneuert werden musste. Die Christusfigur wurde damals neu
geschnitzt und das Kreuz an den damaligen Turm versetzt, wo es auch
verblieb, als 1769 die Einweihung des neuen Friedhofs auf dem Gelände des
heutigen Schubert – Parks erfolgte. Vor
dem Umbau von 2002 hatte es im offenen Arkadengang gegen den
Kutschkermarkt an der Ostseite der Kirche seinen Standort, von wo es
weithin sichtbar war. |
|
Die
vier hohen Nordfenster
bilden eine Einheit, der ein wohl durchdachtes Programm mit dem Thema Erlösung
zugrunde liegt. Der Weg zur Erlösung wird in vier Schritten beschrieben: Im
ersten Fenster die Verheißung, in den weiteren Fenstern Glaube, Liebe und
Vollendung. Wie im vertikalen Aufbau der Bilder ein Gedanke durchgeführt
wird, so auch in der horizontalen Anordnung der Darstellungen. Ganz oben
in der Rundung der Fenster
erscheinen die vier großen Propheten: Jesajas, Jeremias, Ezechiel und
Daniel. Die
zweite Gruppe in der Mitte der Fenster bilden die vier Evangelisten: Matthäus,
Markus, Lukas und Johannes. Darunter sind in jedem Fenster Darstellungen
aus dem Alten Testament zu finden: Der Sündenfall mit der Verheißung der
Erlösung, Abraham, Moses und David. Die Beziehung der einzelnen Bilder
zueinander wird durch Inschriften
in Großbuchstaben klargestellt. Es handelt sich um Texte, die der
Heiligen Schrift entnommen sind. Am unteren Rand der Fenster befinden sich
Widmungsinschriften mit den Namen der Stifter der Scheiben. Wegen der
gebotenen Kürze des Textes können sie in der Regel hier nicht
wiedergegeben werden. Die
besonders eindrucksvollen Bildfenster der Nordseite nach Entwurf des
Malers Heinrich Tahedl (1907 – 1985), der sich schon früh der
Gestaltung von Glasfenstern zuwandte, und die des westlichen Ganges nach
Entwurf von Inge Hölzl wurden von 1934 – 1936 fertig gestellt. Die Ausführung
aller dieser genannten Fenster oblag der einstigen Glasmalereiwerkstätte
Franz X. Götzer in Wien XVIII., Schulgasse 34. |
Die
vier hohen Nordfenster im Detail
|
Im
ersten Fenster Ankündigung und
Geburt des Erlösers. Unter dem Propheten Jesajas: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären (Jes. 7, 14)
und eine Gruppe Israeliten. Unter dem Evangelisten Matthäus: Von
ihr wurde Jesus geboren (Mt. 1, 16). Darunter Maria mit dem Jesuskind
auf der Mondsichel thronend, umgeben von den Strahlen der Sonne. Auf sie
bezieht sich das folgende Schriftwort, mit dem nach dem Sündenfall die
Schlange verflucht wird: Sie wird dir den Kopf zertreten. Du wirst ihrer Ferse nachstellen
(Gen. 3, 15). Schließlich ist die Vertreibung Adams und Evas aus dem
Paradies zu sehen. Das
zweite Fenster weist den Weg
des Glaubens. Unter dem Propheten Jeremias: Ich
will ihnen ein neues Herz geben,
mich zu erkennen (Jer. 24, 7) und Figurengruppe. Unter dem
Evangelisten Markus das Bekenntnis des Vaters des besessenen Jungen: Ich glaube, Herr, hilf meinem
Unglauben (Mk. 9, 24). Es folgen zwei Szenen mit Abraham, dem Vater
aller Glaubenden, der bereit ist, seinen Sohn Isaak zu opfern, an dessen
Stelle dann aber auf Geheiß eines Engels ein Widder als Opfertier tritt.
Dazu ist das Pauluswort zu lesen: Der
Glaube ward dem Abraham zur
Gerechtigkeit angerechnet (Röm. 4, 22). |
Die
vier hohen Nordfenster im Detail
|
Das
dritte Fenster zeigt die Liebe
als die Erfüllung des Gesetzes auf. Unter dem Propheten Ezechiel: Ich
gebe euch ein neues Herz und senke einen neuen Geist in euer Inneres (Ez.
36, 26) und Gruppe von drei Engeln. Unter dem Evangelisten Lukas: Du
sollst den Herrn deinen Gott
lieben (Lk.10, 27). Es folgen zwei Szenen, Moses, der auf dem Sinai
die Gesetzestafeln empfängt, und eine Gruppe von aufblickenden
Israeliten, dazwischen das Schriftwort: Ich
gab ihm das Gesetz des Lebens
und der Einsicht (Jes. Sir. 45, 5). Am unteren Rand Herz Jesu- und
Herz Maria-Bild mit der Inschrift: Aus
Dankbarkeit / Entwurf von Heinrich Tahedl / Ausführung Franz Götzer. Das
vierte Fenster zeigt die
Vollendung durch Christus, den König. Unter dem Propheten Daniel in Bezug
auf die Vision des Menschensohns: Sein
Reich soll unzerstörbar sein. Gott sei
gelobt (Dan. 7, 14) und Gruppe von vier Figuren. Unter dem
Evangelisten Johannes die Worte Jesu vor Pilatus: Mein
Reich ist nicht von dieser Welt (Joh. 18, 36). Es folgen zwei Bilder, die sich auf König David als Vorbild der
Herrschaft Jesu Christi beziehen, David mit der Harfe und eine Gruppe von
Israeliten mit der Bundeslade. Dazwischen der Psalmvers: Von Meer zu Meer herrsche er, von Strom bis an der Erde Enden (Ps.
72, 8). Am unteren
Rand die Inschrift:
Die Pfarrgemeinschaft ihrem Pfarrer
Msgr. Albert Schubert zum 60. Geburtstag und dem Andenken seiner Mutter
Philomena. Rechts und links davon die Darstellungen der Namenspatrone
der Genannten. Es sei darauf
hingewiesen,
dass Pfarrer
Schubert,
unter dem die Kirchenerweiterung stattfand, auch bei der Ausarbeitung des
theologischen Programms für die Bildfenster Feder führend war. |
Die
untere Fensterreihe der Nordwand
Die
untere Fensterreihe der Nordwand
zeigt verschiedene Heilige, die in ganzer Figur wiedergegeben sind. Auf
dem ersten Fenster ist der heilige
Leopold, der Landespatron Niederösterreichs, zu sehen. Die Inschrift
lautet: Heiliger Leopold schütze
Österreich. Wie auch in den
folgenden Fenstern befindet sich am unteren Rand eine Widmungsinschrift,
doch nur an diesem Fenster sind die Initialen des entwerfenden Malers
Heinrich Tahedl, T. H., links
unten im Bild zu sehen. Auf
dem zweiten Fenster, das 1935
datiert ist, wird die Hl. Teresa
von Avila, der einer der beiden bei der Kirchenerweiterung
abgekommenen barocken Seitenaltäre geweiht war, als Fürsprecherin
angerufen. Die große spanische Mystikerin und Kirchenlehrerin ist an den
Attributen Pfeil und Buch zu erkennen. Im
dritten Fenster ist die Hl.
Barbara mit Kelch und Hostie in der Linken, dem Schwert, mit dem sie
enthauptet wurde, in der Rechten dargestellt. Sie wird in der Inschrift um
eine gute Sterbestunde gebeten. Links unten im Bild hat sich unscheinbar
der Glasmaler verewigt: Fr. Götzer
Wien XVIII. Das
vierte Fenster zeigt Johannes
den Täufer in den Wellen des Jordan. Auf einem Schriftband, das sich
um die Pflanzen des Landschaftshintergrundes schlingt, ist zu lesen: Ecce agnus dei. Auch die sprechenden Gesten des Täufers scheinen
auf das „Lamm Gottes“
hinzuweisen. Eine weitere Inschrift lautet: Heiliger
Johannes Täufer Jesu Christi bitte für uns. |
|
Die
sechs Fenster an der Westseite
Die
sechs Fenster im Bogengang an der
Westseite der Gertrudkirche setzen die Reihe der Heiligen fort, doch
unterscheiden sie sich in der künstlerischen Gestaltung durch die
entwerfende Malerin Inge Hölzl von den zuvor beschriebenen Darstellungen
an der Nordseite. Über
den Heiligenbildern in Halbfigur befindet sich jeweils ein weiteres Motiv,
meist ein Engel, der ein Heiligenattribut und ein Schriftband hält, auf
dem die Heiligen genannt und als Fürsprecher angerufen werden. Nach unten
zu werden die bildlichen Darstellungen durch ein weiteres Schriftband
abgeschlossen. An
dieser Fensterreihe lässt sich häufig ein Zusammenhang zwischen den in
den Inschriften genannten Stiftern und den dargestellten Heiligen
beobachten. Es handelt sich bei den dargestellten Heiligen oft um die
Namenspatrone der Stifter oder von Angehörigen, zu deren Andenken die
Fenster gewidmet wurden. Es ist daraus zu schließen, dass die Auswahl der
darzustellenden Heiligen weitgehend den Stiftern der Bildfenster überlassen
war. |
Die sechs Fenster an der
Westseite im Detail
Im
ersten Fenster erscheint der heilige
Bischof Richard von Chichester (gest. 1253). Unter der
Widmungsinschrift das Gebet: Vater lass dir gefallen unser Opfer und Gebet. Es
folgt das Fenster mit der weithin bekannten Pestpatronin Rosalia von Palermo, die im 12. Jahrhundert lebte.
Sie ist durch einen Kranz von roten Rosen auf ihrem Haupt sowie durch
Kreuz und Buch gekennzeichnet. Unter der Widmungsinschrift das Gebet: Gnade
und Vergebung allen sei durch
deinen Sohn erfleht.
Im
dritten Fenster, datiert 1936,
ist Karl
Borromäus, ein bedeutender Kardinal und Heiliger der
Gegenreformation, mit Kelch und Hostie zu sehen. Um den Hals trägt er als
Zeichen der Pestbittgänge einen Strick. Er wird als Pestpatron verehrt,
dem Kaiser Karl VI. nach dem Pestjahr 1713 einem Gelöbnis folgend die
Karlskirche durch Johann Bernhard Fischer von Erlach in Wien erbauen ließ.
Im
vierten Fenster schwebt über
der heiligen Märtyrerin Katharina
von Alexandrien ein Engel mit dem zerbrochenen Marterrad, das vom
Blitz zerschlagen wurde. Auf dem Schriftband unter der Heiligen ist zu
lesen: Gott u. seiner Hl. Kirche
treu bis in den Tod.
Im
fünften Fenster zeigt sich über
dem heiligen Bischof und
Kirchenlehrer Augustinus die Heiligengeisttaube, die das Schriftband
mit der Anrufung des Heiligen hält. Außer der Widmungsinschrift ist zu
lesen, links unten Entwurf Inge Hölzl
und rechts unten Ausführung Franz
X. Götzer Wien XVIII.
Im
sechsten Fenster, wie auch das
vorige 1936 datiert, ist der
sehr beliebte Volksheilige und
Kirchenlehrer Antonius von Padua, dem das Jesuskind erscheint,
dargestellt. Der Engel darüber trägt eine weiße Lilie, die dem Heiligen
oft als Symbol der Reinheit zugeordnet wird. Aus derselben Entstehungszeit
sind am Erweiterungsbau zu nennen das kleine Rundfenster mit dem Guten
Hirten über dem südlichen Tor der Westseite und das laut Inschrift von
der Pfarre Weinhaus 1935 gewidmete Muttergottesfenster im Treppenturm. |
|
Auch
das neue Vortragskreuz, das während
der liturgischen Festkreise des Kirchenjahres zwischen Altar und Ambo den
Mittelpunkt des Raumes bezeichnet, wurde von Mag. Heinz Ebner in modernen
Formen geschaffen. Es hat zwei Hauptansichten: Der Gekreuzigte mit geneigtem Haupt und der Auferstandene mit weit erhobenem Haupt. Wenn das Vortragskreuz
nicht in der Sonntagskirche zu sehen ist, steht es im Beicht- und
Aussprachezimmer. |
|
Die
meisten der ca. 1,20 m hohen, eindrucksvollen Gruppen des Kreuzweges, die in der Regel aus zwei Figuren
bestehen, hat Prof. Willy Bormann aus Holz geschnitzt. Als er 1938 in
einem Autounfall ums Leben kam, hat sein Ateliernachbar, Bildhauer Stiasny,
nach den vorhandenen Modellen die X. und XI. Station hinzugefügt. Auf die
weiteren Stationen wurde damals verzichtet, da die Kreuzigungsgruppe von
M. J. Fischer über dem neuen Hochaltar als XII. und die XIII. und XIV.
Station in der alten Kirche bereits vorhanden waren. Erst 1963 sind die
Kreuzwegstationen XII – XIV durch Prof. Franz Schütz, der schon
mehrfach genannt wurde, ergänzt worden. |
|
Die
Orgel der Fa. Rieger in Schwarzach
/ Vorarlberg, Baujahr 1988, musste 2001 anlässlich der Übertragung
von der einstigen Nordempore an die Südseite der Sonntagskirche abgebaut
und komplett gereinigt werden. Für ihren heutigen Aufstellungsort wurde
sie auch neu gefasst. |
|
In
Anlehnung an den reichen Glasfensterschmuck der Kirche sind die neuen
liturgischen Orte, Altar, Ambo
und Taufbecken, von Mag. Heinz Ebner ebenfalls mit Glaselementen künstlerisch
gestaltet worden, die gegenüber den anderen verwendeten Materialien,
Marmor und Aluminium, vorherrschen. Es wurde jedoch eine Glastechnik
unserer Zeit – die Fusing- oder Schmelztechnik – angewendet. Dazu erklärt
der Künstler selbst: Dazu werden
einzelne Glasstücke, ähnlich einem Mosaik, aufgelegt, eventuell auch
bemalt und durch Brennen zusammengeschmolzen. Da die Bleistege als
Verbindung unterschiedlicher Farbgläser wegfallen, kann die Komposition
freier gestaltet werden. Zudem haben die Fusinggläser mehr
Eigenleuchtkraft, was der Verwendung im Raum entgegenkommt (Fes. Bei
der Ausführung wurde Mag. Heinz Ebner von der auf dem Gebiet
der
Glasmalerei erfahrenen Fa.
Geyling
unterstützt. Im Detail wurden die liturgischen Orte bereits im Kapitel über
die liturgische Raumgestaltung beschrieben und erklärt. Hier sei ergänzend
noch auf das unter dem Altar sichtbare Reliquiengrab hingewiesen, welches
Reliquien der Heiligen Gertrud, Laurentius, Theodor, Antonius von Padua
und des seligen Papstes Johannes XXIII. enthält. |
Die
liturgischen Orte in der Gertrudskirche
|
Das
II. Vatikanische Konzil hat vom Tisch des Wortes und des Brotes
gesprochen. Bei einem Zentralraum würde das einen Mittelpunkt ergeben,
also Tisch des Wortes und des Brotes in einem Punkt konzentriert sein. Unser
Feierraum in St. Gertrud ist rechteckig – vergleichbar mit einer
Ellipse, die zwei gleichrangige Brennpunkte hat. Logische Konsequenz für
uns war somit die Positionierung von Ambo und Altar in diesen beiden
Brennpunkten. Der
Taufstein (zugleich Weihwasserbecken) ist in den Eingangsbereich gerückt,
da die Taufe das Eingangssakrament ist und das Weihwasser, das wir beim
Betreten des Gotteshauses nehmen, uns an dieses Sakrament erinnert. Bei
der Konzeption der liturgischen Orte hat sich der Künstler Mag. Heinz
Ebner von den Glasfenstern inspirieren und die Hl. Schrift sprechen
lassen: Altar:
Der Gestaltung liegen wieder Bibeltexte zugrunde: Die Speisung der vielen
sowie der Einsetzungsbericht: „Nehmt und esst – Nehmt und trinkt –
Tut das zu meinem Gedenken“ sind die Spruchbänder; stilisiert werden Ähren
– Trauben sowie Brot und Fisch dargestellt. Ambo:
Die beiden Flügel stellen
ein aufgeschlagenes Buch dar und meinen das Erste und das Zweite
Testament: „Ich bin da“ ist die Legitimation für Mose, der das Volk
Gottes aus Ägypten herausführen soll (brennender Dornbusch). „Bei
euch“ ist die Zusage Gottes (Pfingsten), für immer den Menschen zur
Verfügung zu stehen. Taufstein:
Wir sind getauft „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl.
Geistes“. Vorsteher
einerseits und Chor/Kantor/Schola/Organist andererseits sind an der Längsachse
(N-S) positioniert, sodass sich die Gemeinde wirklich um die Tische des
Wortes und des Brotes versammeln/feiern kann. |