Karfreitag, 10.04.2020,
18.30
1. L.: Jes 52, 13 -
53, 12
Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.
2. L.: Hebr 4, 14-16.
5, 7-9
Hoherpriester ... der in allem wie wir versucht
worden ist, aber nicht gesündigt hat.
Ev.: Passion nach Johannes
Empfehlung: Lesen des/der
Texte/s
Hinhören auf das, was mir
der Text sagt
dann: Lesen der Homilie
Homilie
1. Das so genannte vierte Lied
vom Gottesknecht (nach Jesaja) schildert das Leiden und Sterben des
Gottesknechtes. Was es beinhaltet ist nahezu unfassbar: "so entstellt sah
er aus, nicht mehr wie ein Mensch" oder etwas später: "Er wurde
bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen Mund nicht auf". Der Text
spiegelt die Grausamkeit wider, die Menschen einander antun - damals, aber auch
bis zum heutigen Tag.
2. Dass das Geschriebene des
Propheten Jesaja sich in Jesus Christus erfüllt, bewahrheitet hat, davon geben
die Passionsberichte aller vier Evangelisten Zeugnis. Dieses Ereignis war
emotional für sie so tiefgreifend, dass sie jeweils zwei ganze Kapitel der
Hinrichtung und zuvor dem Prozess Jesu gewidmet haben.
3. Leid, Schmerz, Tod Jesu.
Wir müssen uns fragen: WOZU? - Wie kann Gott eine solche Ungerechtigkeit
zulassen? Wenn Gott zum Menschen steht, wenn er sein Glück will, wieso dann so
viel Unheil, Ungerechtigkeit, Not, Elend auf dieser Erde?
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Das hat mit der Freiheit des Menschen, mit dem freien Willen des
Menschen zu tun. Erinnern wir uns an die Geschichte vom Sündenfall des Buches
Genesis: Der Mensch entscheidet sich gegen die Weisung Gottes; er kann das,
weil er einen freien Willen hat. Und der Mensch setzt diesen seinen freien
Willen ein, auch gegen bessere Einsicht. Diese Entscheidung betrifft jeden
Menschen, nicht bloß die im Buch Genesis geschilderten mit Namen versehenen
Personen; diese stehen stellvertretend für alle Menschen: Auch wir entscheiden
uns gelegentlich gegen die Weisungen Gottes. Und damit stehen wir dann nicht
mehr in Gemeinschaft mit Gott, sondern gegen ihn.
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Wie kommen wir dann wieder in die Communio mit Gott? - Uns Menschen ist
das nicht möglich. Darum brauchte es einen (Gott)Menschen, der das wieder
möglich macht. Jesus Christus (ich erinnere an den Christushymnus im Philipperbrief
des Apostels Paulus) wird Mensch, er, der Sohn Gottes stellt sich an die Stelle
von uns Menschen, wird gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Auch die (scheinbare)
Gottverlassenheit wird geschildert; die Angst des Menschen "Lass diesen
Kelch an mir vorübergehen" wird deutlich, aber die Hinwendung zu Gott
ebenso: "nicht mein Wille geschehe, sondern der deine".
4. Ja, dieser Jesus von Nazaret ist der Mann der Schmerzen, der leidende
Gottesknecht, der Messias, der Gesalbte Gottes. Er hat mit seinem Tod die
zwischen Gott und Mensch bestehende Unordnung wieder in Ordnung gebracht.
5. Ihm sei Dank in Ewigkeit.
Nachsatz: So bekommt letztlich unser Leiden, unsere Krankheiten, Schmerzen, ja
selbst der Tod einen Sinn, weil sie aufgehoben sind in Leiden und Tod Jesu.
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Und dass der Tod nicht das letzte Wort hat, das feiern wir zu Ostern.